Am 24. und 25. April 2023 präsentiere ich auf der Berliner Konferenz Abfallwirtschaft und Energie 12 Bilder aus meinem Projekt „Es brennt. Vom Ende aller Dinge.“
Für die meisten Menschen ist das Thema Müll an der schwarzen Tonne zu Ende. Mit etwas Glück kennen sie noch die Farbe des Müllautos, das die Tonnen leert oder erkennen vielleicht die Menschen auf dem Fahrzeug wieder. Aber was passiert danach? Damit beschäftigen sich wenige und die meisten eher ungern.
Mit einem stärker werdenden Umweltbewusstsein und spätestens seit dem Verbot der Deponierung von unbehandelten Abfällen hat die thermische Abfallverwertung einen deutlichen Bedeutungszuwachs erhalten. Aus den Schlacken können Wertstoffe zurückgewonnen werden, der mineralische Rest ist vergleichsweise leicht zu deponieren. Aus den Rauchgasen können Giftstoffe fast vollständig eliminiert und als Stäube anschließend sicher eingelagert werden. Die Nutzung der thermischen Energie zur Gewinnung von Strom und (Fern-)Wärme bietet schlussendlich einen deutlichen Mehrwert.
Aber wo und wie geschieht das? Was sind das für Anlagen? Wie sehen sie außen und innen aus? Technik, Architektur, Lage und vieles weitere mehr machen jede Anlage einzigartig. Und vor allem: Die Menschen, die hier 365 Tage im Jahr, 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag für die Gesamtgesellschaft, für uns alle arbeiten.
Die aktuellen Diskussionen zur Reduktion der CO2-Emissionen, Zero-Waste-Society, Energiewende etc. haben Einfluss auf die Zukunft der Anlagen. Vor allem dort, wo Anlagen 25, 30 oder mehr Jahre alt sind und sich damit Fragen von Erneuerung stellen.
Mit meinem Fotoprojekt „Es brennt. Das Ende aller Dinge?“ stelle ich mich diesen Fragen. Ich möchte die Anlagen der thermischen Abfallverwertung mit all ihren Aspekten stärker ins Bewusstsein der Gesellschaft bringen und den Menschen, die auf diesen Anlagen arbeiten, ein Gesicht geben. Begonnen habe ich das Projekt in der MVA Bonn, dem MHKW Solingen und dem AEZ Asdonkshof. Die Fortsetzung auf weiteren Anlagen ist in Planung.
Dank
Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Anlagen in Bonn, Kamp-Lintfort und Solingen dafür, dass ich nicht nur die Möglichkeit hatte, „ihre“ Anlage zu porträtieren, sondern und vor allem für die Offenheit, die mir entgegengebracht wurde. Das war eine große Unterstützung! Danken möchte ich auch vivis für die Möglichkeit, mein Projekt auf der Berliner Konferenz Abfallwirtschaft und Energie 2023 vorstellen zu können.
Feuer
Müllverwertungsanlage, Müllheizkraftwerk, Müllverbrennungsanlage. Am Ende geht es um das Feuer, in dem der Müll verbrannt wird. Das Feuer, das im Kessel, auf dem Rost brennt. Erst dadurch gibt es die thermische Abfallverwertung, mit der Gewinnung von Strom und Fernwärme.
Müll
Müll. Der Roh- und Brennstoff jeder Müllverbrennungsanlage. Unser aller Hinterlassenschaften. Ob Hausmüll, Siedlungsabfall-ähnlicher Gewerbemüll oder schlicht Gewerbemüll. Im Bunker wird alles gesammelt und durch Umschichtung aufbereitet, damit ein möglichst gleichmäßiger Brennwert gewährleistet wird.
Dokumentation
Jarmila Capkovicova ist Elektroingenieurin. Sie ist verantwortlich für die gesamte technische Dokumentation aller elektrischen Anlagen der MVA Bonn. Sie pflegt sie in eine Datenbank ein und hält diese auf dem aktuellen Stand.
Emissionscontrolling
Ünal Gürsoy, Mitarbeiter im Emissionscontrolling, inspiziert eine Messsonde, die den Sauerstoffgehalt im Rauchgasstrom misst, auf Beschädigungen. Der Verbrennungsprozess und damit auch das Rauchgas wird ständig kontrolliert, um damit die Verbrennung im Kessel zu optimieren.
Die Lücke
Anlagen im Wandel der Zeit. Auf dem Papier ist das MHKW Solingen 50 Jahre alt. Im Inneren zeigt sich sehr drastisch der stetige Wandel der Anlage: Die Lücke im Kesselhaus zeugt von einem demontierten Kessel, daneben steht ein neuer Kessel. Nicht nur für Fotograf:innen bieten sich dadurch ganz besondere Perspektiven.
Analog
Alles auf Null. Bei aller Digitalisierung: Analoge Instrumente können an kritischen Stellen auf den ersten Blick den Zustand von Aggregaten zeigen: Arbeiten sie im Normbereich oder ist, wie hier beim Kessel in Revision, wirklich alles auf Null.
Wissenstransfer
Wo und wie lernt man Dinge am besten? In der Regel durch Erfahrung, durchs Erleben. Zwei Mitarbeiter beim Rundgang in der Rauchgasreinigung des MHKW Solingen. Der eine ist schon lange dabei, der andere erst seit kurzem. Vor Ort findet der Wissenstransfer statt, wird die Funktionsweise und auch die Entstörung der Aggregate erklärt.
Ausgewogen
Der direkte Kontakt mit den Kund:innen findet unter anderem an der Waage statt. Gerade bei Anlagen, an denen auch eine öffentliche Annahmestelle wie ein Wertstoffhof angeschlossen ist, bedeutet das immer mal wieder Konflikt, aber auch das ein oder andere nette, freundliche Gespräch.
Über den Dächern
Auf dem Dach. Die Anlage am Asdonkshof konnte im wahrsten Sinne des Wortes der Länge nach gebaut werden. Vom Dach der letzten Stufe der Rauchgasreinigung blickt man zwischen den beiden Linien auf die Rückseite des Kesselhauses.
Aufgehängt
Bei einer hängenden Konstruktion wird der Kessel an der Oberseite mit vielen Verschraubungen in das umgebendes Stahlgerüst eingehängt. Der Kessel dehnt sich unter Einwirkung der Temperaturen in seinem Inneren nach unten aus.
Seilwechsel
Der Seilwechsel am Müllgreifer geschieht im Bunker in voller Schutzmontur. Auch wenn die Luft ständig abgezogen wird, und dadurch ein steter Unterdruck im Bunker herrscht, ist die Luft gerade tagsüber sehr stark staubbelastet.
Zeig mal!
Die Akzeptanz für Müllverbrennungsanlagen in der Öffentlichkeit ist häufig nicht sehr hoch. Dem kann nur durch Transparenz und stetige Vermittlung entgegengewirkt werden. Schon „bei den Kleinsten“ anzufangen, wie hier mit Cornelia Bothen im AEZ Asdonkshof, ist ein gutes Beispiel für zugewandte Öffentlichkeitsarbeit.