Das Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen (GML) war die vierte Anlage, die ich im Rahmen meines Projekts „Es brennt. Vom Ende aller Dinge.“ besucht habe. Auch hier ein paar Fakten aus der Vorbereitung: Die Anlage steht mitten in der Stadt, an einem gewachsenen Standort: Bereits 1967 ging hier das Müllheizkraftwerk (MHKW) auf einem alten Gaswerksstandort von 1892 in Betrieb. Ende der 1980er Jahr erfolgte eine umfassende Modernisierung der Kessel, ab den 1990ern ein Umbau der Rauchgasreinigung. Der Brand im Müllbunker 2010 hatte weitreichende Folgen für das Brandschutzkonzept. Dazu gehört das „schönste Löschwasserbecken der Welt“ im ehemaligen Hallenbad Nord mit 1.000m3 Löschwasserbevorratung, das neben dieser betrieblichen Kernnutzung als Kultur- und Veranstaltungsort als Teil von „LUcation – Ehemaliges Hallenbad Nord“ immer wieder der Öffentlichkeit zugänglich ist. Installiert ist hier auch das sehenswerte GML-Informationszentrum DIE VIER ELEMENTE zum Thema Entsorgung und Umweltschutz.
Seit Mitte der 2010er Jahre läuft das Projekt IGNIS, mit dem bereits der neue Müllkessel 4 gebaut und in Betrieb genommen wurde sowie während meines Besuchs die erste Stütze für Müllkessel 5 in die Baulücke des demontierten Müllkessels 1 gesetzt wurde. Nebenher laufen noch die „alten“ Müllkessel 2 und 3. Letzterer war während meines Besuchs in Revision, was mir die Gelegenheit gab, nun auch einmal auf einem Walzenrost zu stehen.
Zusätzlich waren zu der Zeit dringende Wartungsarbeiten an Müllkessel 4 zu erledigen. Ich habe also eine Anlage weit außerhalb des Regelbetriebs erlebt: Großbaustelle, Revision, Wartung. Die daraus resultierende Zusatzbelastung z.B. durch ungeplante, zusätzliche Arbeiten, Menschen von Fremdfirmen auf der Anlage etc. war an viele Stellen spürbar. Beeindruckend war, wie ruhig und professionell in diesem Umfeld der Betrieb lief. Stichwort Betrieb: Für mich neu und etwas gewöhnungsbedürftig ist die Tatsache, dass die Anlage und der Betrieb getrennt sind. Die Anlage selbst gehört der GML – Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen GmbH. Der eigentlich Betrieb (u.a. Leitwarte, Schichten, Werkstätten) wird von der Technische Werke Ludwigshafen am Rhein AG (TWL) als von GML beauftragter Betriebsführer erledigt. Beides sind Tochterunternehmen der Stadt Ludwigshafen, wobei bei der GML die Stadt nur die Mehrheit hat und noch zehn andere Kommunen beteiligt sind. Die TWL, die gerade 50 Jahre alt geworden sind, betreiben auch das Fernheizkraftwerk (FHKW) direkt neben dem MHKW, wo aus dem Dampf der Müllkessel Fernwärme und Strom für Ludwigshafen erzeugt werden.
Auf dem Gelände gibt es mit dem Freilandklassenzimmer seit über 20 Jahren einen außerschulischen Lernort. Es gibt wohl keinen Tag, an dem nicht eine Gruppe mit Kindergarten- oder Schulkindern durch die Anlage geführt wird — bis zu 200 im Jahr!
Nach acht Tagen intensivem Fotografieren bin ich dankbar für die große Unterstützung, die ich auch hier erhalten habe. Ich habe wieder viel gelernt, es gab interessante Einblicke in diese Anlage. So langsam bekomme ich ein Gefühl dafür, was – neben dem Offensichtlichen – auf allen Anlagen gleich ist, aber auch dafür, wo es Unterschiede gibt. Von der Organisation über die Technik bis zur Atmosphäre. Es bleibt spannend!