La Cappella della Madonna di Vitaleta, Fassade

La Cappella della Madonna di Vitaleta, Fassade

Diese Frage hört sich zunächst recht trivial an, und damit scheint die Antwort auch sofort parat zu sein: Ja, natürlich! Aber Moment — wie ist das mit Schnappschüssen, Fotografie im Urlaub? Da habe ich doch gar keine Zeit, alles zu planen? Aber um Schnappschüsse soll es hier gar nicht gehen. Sondern um Fotos von Kirchen, Häusern, Landschaft etc. Also Motiven, die sich eher selten bewegen. Und damit scheint die Antwort auch wieder klar zu sein: Ja, natürlich. Aber wie weit geht das? Was „muss“ ich an Zeit investieren? Und da wird’s schwierig.

Zunächst: Wie komme ich auf die Frage?

Instagram spülte mir ein Foto der Cappella della Madonna di Vitaleta in die Timeline, eines der meistfotografierten Motive in der Toskana überhaupt. Auch ich war in den letzten Jahren bereits zweimal dort — und habe es brav sowohl auf Instagram (2019 und 2018 ) als auch in einem Text auf meinem privaten Blog „dokumentiert“. Über Sinn und Unsinn dieser „Ich-war-hier“-Mentalität, der ich auch irgendwie verfallen bin, lohnt es sicher, sich gesondert ein paar Gedanken zu machen. Ich fragte den Urheber nach den Aufnahmeparametern (Brennweite, Belichtungszeit, Blende), da mich das einfach interessierte. Auch ich lerne immer noch jeden Tag dazu, selbst nach über 30 Jahren Fotografierens. Reaktion: „Will it change something? Will the Photo be better or worse, at least in your eyes?“ Es entspann sich ein kurzer Dialog, an dessen Verlauf auch folgende Sätze fielen: „Leider kommst du auf die richtige stellen in falschen zeit.“ und „Falls du eine ausgezeichnete foto haben willst, musst du dein Zeit in das foto investieren.“

Damit war ich da dann „raus“. Ich stellte mir die Frage, wer eigentlich definiert, wann der beste Zeitpunkt für ein Foto ist? Wie/wann ist das Motiv — in diesem Fall die Cappella — am besten ausgeleuchtet? Wo ist der beste Standpunkt für ein Foto? Ich halte beide Ansätze (planen versus einlassen auf den Moment) für legitim, richtig und wichtig. Und je nachdem, unter welcher Prämisse gehandelt wird, entstehen auch ganz unterschiedliche Aufnahmen. Jeder Moment ist anders! Man stelle sich vor, es gäbe nur die eine richtige Konstellation. Das wäre doch völlig langweilig. Im übrigen ist es manchmal bei weitem komplizierter, „aus der Situation“ heraus zu fotografieren. Denn wenn das Motiv vermeintlich komplett falsch — oder besser: anders als erwartet — in der Sonne steht, muss man sich schon mal Gedanken machen, wie ein aussagekräftiges Bild entsteht und nicht nur mit Photoshop die Belichtung „nachgeführt“ wird. Aber dabei können dann auch ganz besondere Aufnahmen entstehen. Schade, dass hier jemand so resolut mit „richtig“ und „falsch“ ans Werk geht.

Noch mal zurück zur Eingangsfrage:
Wenn ich einen Tipp geben darf: Macht es, wie Ihr wollt! Plant Motive, die Ihr planen wollt. Aber verliert nie die Bereitschaft, Euch auf den Moment einzulassen. Es ergeben sich häufig ganz unverhoffte Möglichkeiten. Auch, oder gerade so entstehen ganz individuelle, eigene, im wahrsten Sinne einmalige Aufnahmen. Gerade zum Beispiel auch bei Photowalks. Wenn Ihr aber eine ganz spezielle Aus- und Beleuchtung, einen bestimmten Blickwinkel wollt — da hilft nichts anderes als planen. Und das ist auch okay.

La Cappella della Madonna di Vitaleta, Panorama